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1976

Frühe Werke aus dem Jahr 1976


Alles Gute kommt von oben

Liebespaar. Ein langer Kuss.
Der Affe sieht es mit Verdruss
und schleudert eine Kokosnuss.
Unten gibt´s Geheule
und ´ne Riesenbeule.

(Januar 1976)


Andere Zeiten

Ein Frosch saß auf dem Brunnenrand
und dacht mit seinem Froschverstand:
Warum kommt nur kein Königskind
wie sie in Märchen üblich sind
und gibt mir einen Kuss?
Er dachte hin und dachte her –
der Hoffnung wich Verdruss.
Das arme Tier hat lernen müssen
dass Mädchen heute andre küssen.

(Januar 1976)


Beim Barbier

Jetzt kommt Doktor Eisenbart –
fragt in seiner schroffen Art:
„He – was soll es kosten:
Feilen und entrosten?“

27.9.1976


Der Drache von Saas Grund

(1)
Ein Drache, dick und rund,
flog einstens nach Saas Grund.
Vier Wochen wollt er bleiben
um Skisport zu betreiben.
Er landete mit Freudensatz
auf einem Bus-Garagenplatz
Und legt´ sich wie die braven
Autos da zum Schlafen.

Kaum aufgewacht am Morgen
ging Skier er besorgen:
Vier Stück von den ganz kleinen,
für jede Tatze einen.
Dann flog er mit den Flügeln
zu den Idiotenhügeln –
Mit Kindern, Onkeln, Tanten
zum Kurs für Debütanten!
Dort übte er von früh bis spat.
Zum Schluss gab´s leider Skisalat!
Drei Kinder mussten lachen:
Die landeten im Rachen
des wutentbrannten Drachen!

(2)
Ihr fragt, was wohl der zweite Tag
dem Grunder Drachen bringen mag?
Es lockt vor allen Dingen
die Meisterschaft im Schanzenspringen!
Früh stand er mit der Masse
geduldig vor der Kasse.
Nach stundenlangem Warten
bekommt er seine Karten:
Drachengroße Tiere
brauchen davon viere!
Mit sieben langen Sätzen
ist er auf den Plätzen.
Dann blickt er sich erst stumm
auf dem Gelände um,
und staunend sieht der Tatzelwurm
den himmelhohen Schanzenturm.
„Ob die am End noch leben,
die da herunterschweben?“

Die Spannung ist schon groß.
Um zwei Uhr zwölf geht´s los!
Dort hinten, in der Ferne, klein –
das muss der erste Springer sein!
Er stößt sich ab und fährt gewandt
mit „Affenzahn“ zum Schanzenrand.
„Da!“… er kommt im hohen Bogen
prächtig durch die Luft geflogen,
setzt sicher auf, fährt aus und stoppt.
Ein Flame schreit: “Dat heeft geklopt!“
Horch – jetzt spricht das Schiedsgericht:
„Siebzig Meter!“ – „Mehr sind’s nicht??“
Und sieh – schon setzt der nächste an.
Man wartet, wie viel der wohl kann.
Wieder starrt man, wie gebannt,
fasziniert zum Schanzenrand.
„Wuppdich – drüber!“ Schweben. Da –
Aufgesetzt. Ein vielfach „Aaah!“
Laut ertönt das Schiedsgericht:
„Achtzig Meter!“ – „Mehr sind´s nicht??“
Weiter geht´s mit großem Schwung.
Die Menge feiert Sprung auf Sprung.
Zwei mittelgroße Stürze
sorgen für die Würze.
Dann ertönt das große Wort:
„Hundert Meter – der Rekord!“

Ein ungeheuer Beifallsturm
elektrisiert den Tatzelwurm.
Er brüllt erregt: „Nun hört mal her –
das war ganz schön – doch ICH kann mehr!“
Die Botschaft hört man weit und breit
mit ausgeprägter Heiterkeit.
Im Drachen wuchert böse Regung…
dann kommt in den Koloss Bewegung:
Er watschelt, wie nun alle seh´n
zum Ort, wo viele Skier steh´n.
Die kleinsten von den allen
schnallt er an die Krallen.
Ein fünftes, das kommt ganz
hinten an den Schwanz!
Nach kurzem Blick ins Publikum
dreht sich unser Drache um
und stapft den steilen Hang hinauf.
„Ach wär´ich doch schon obenauf!“
Mit Hilfe auch der Flügelkraft
hat er es am End geschafft.
Nun rastet er. Die Menge stiert:
Oh Mannomann – was jetzt passiert?
Ein Schnauben und ein Feuerstoß:
Auf Drachendeutsch: nun geht es los!
Das Urtier senkt den Kopf herab
und stößt sich mit den Krallen ab.
Bald zischt das grüne Ganze
torpedogleich zur Schanze.
Mit beiden Flügeln ausgespannt
saust er über´n Schanzenrand.
Seht nun – hat man das erlebt? –
wie der Springer weiterschwebt!
Erst fliegt er mit Gebraus
ein Stück geradeaus
Dann winkt er mit dem Schweife
und zieht ´ne große Schleife.
Zum Abschluss noch ein Purzelbaum –
dann landet er. Man glaubt es kaum!
Das Publikum, ob alt, ob jung,
tobt nun vor Begeisterung!
Warten auf das Schiedsgericht.
Schweigen. Dann: „Gilt leider nicht!“
Pfeifen, Schreien, Tütenknall –
Der Drache kriegt ´nen Wutanfall.
Wen wundert´s, dass er zornig eilt
zum Haus, wo das Gericht verweilt?
Schon steht er vor den Richtern, schau –
zwei Männer sind´s und eine Frau.
„Wer war“ brüllt er „der Bösewicht
Der von sich gab „gilt leider nicht“?“
Die Drei, die Unheil wittern
fangen an zu zittern.
„Wir alle…“ spricht das brave Weib –
da steckt sie schon im Drachenleib.
Der zweite macht ´nen Eiertanz
- gefährlich zuckt der Drachenschwanz! –
„Nicht alle, wie man sagen mag…“
Der Rest erstickt im Todesschlag.
Der Dritte ist nun recht gewitzt.
„Ein Irrtum!“ schreit er – und das sitzt!
Noch am Leben, spricht er schon
erregt, doch klar ins Mikrophon:
„Ihr Damen und Ihr Herrn –
Ich weiß, Ihr hört es gern:
Der Spruch wird revidiert:
Als Springer und als Flieger
ist der Drache Sieger.
Ganz außer Konkurrenz.
Und meine Referenz!“
Umjubelt als ein Held
verlässt der Drach´ das Feld.

(3)
Heute geht es rund
im Rathaus von Saas Grund!
Verstimmt sitzt der Gemeinderat
und diskutiert von früh bis spat.
Der Gegenstand des Strebens?
Die Qualität des Lebens!
Ach – es ist nicht angenehm,
das heutige Saas-Grund-Problem:
Die Frauen, die dem Ort beschieden,
sind leider häufig unzufrieden:
Zwar gelten sie und haben alles
doch reicht das ihnen keinesfalles:
Ob man sie auf Händen trägt
oder mit den Fäusten schlägt,
ob man sich als Plaud´rer zeigt
oder aber ständig schweigt,
ob dick man oder ausgezehrt –
alles ist zumeist verkehrt.
Die große Frage lautet nun:
Was zum Deubel soll man tun?
Kein Mittel gibt´s! In Not und Graus
setzt man ´ne Belohnung aus:
Vierzehn Tage Vollpension
gibt Saas Grund als Retterlohn,
wenn innerhalb vier Wochen
der Unglücksbann gebrochen.
Die Kunde eilt von Mund zu Mund
und Spannung herrscht in ganz Saas Grund.
Sinnend spricht der Drache:
Ich glaub, dass ich es mache!
Er schnuppert mit der Nase
und watschelt auf die Straße.
Beim allerletzten Haus
spannt er die Ohren aus,
beginnt ein horchend Wandern
von einer Tür zur andern.
Schon hört er eine Stimme,
schrill und voller Grimme.
Sachte drückt er´s Fenster ein –
das Weib hört noch nicht auf zu schrei´n!
Er packt sie mit dem Schwanz
und inhaliert sie ganz.
Weiter geht´s, zum Krach
bei Hubers unterm Dach.
Die Frau tut – schon im Drachenmund –
dem Mann noch ihre Meinung kund.
Nun weiter – zum Gezeter
bei Meiers armem Peter.
Wie fliegen da die Sachen!
Friede bringt der Rachen…
Der Drache, still und heiter,
führt seinen Auftrag weiter.
Doch schneller noch, in Windeszeit,
verbreitet sich die Neuigkeit
vom Schicksal, das beschieden
einer Frau, die unzufrieden.
Und straßenweise, Stück für Stück,
verbreitet sich in Grund das Glück:
Die Männer werden, eh es tagt,
nach Wohlergeh´n und Wunsch befragt,
man kocht nun oft und leise
was seine Lieblingsspeise
und schimpft ihn nicht mehr aus
kommt er mal spät nach Haus.
Ihr seht – das Tier verdiente schon
die ausgesetzte Vollpension!

Doch unserm´ guten Drachen
verging zunächst das Lachen:
Zwölf Weiber fraß er auf –
dann nahm es seinen Lauf:
Erst fühlte er sich kreidebleich
dann wurden ihm die Glieder weich,
dann konnt´ er nicht mehr sprechen
und musste sich erbrechen.
Im nah geleg´nen Krankenhaus
kurierte man das Übel aus.
Genesen, tat er kund
was seines Leidens Grund:
„In den meisten zähen Leibern
von unzufried´nen Weibern
steckt soviel Gift und Galle,
dass man in keinem Falle –
nein: dass es vermessen
mehr als zwei zu fressen!“

(4)
Sonntag ist´s. Der Glocken Klang
ruft alt und jung zum Kirchengang.
Alsbald wallt man, schön geputzt
zur Handlung, die der Seele nutzt.
Doch – ist dies nicht sonderbar:
Dreifach scheint der Leute Schar!
Die Fremden auch – sonst rar beim Beten
sind heute äußerst gut vertreten:
Selbst Extrabusse sind gekommen,
prall gefüllt mit schweizer Frommen.
Schon wird es in der Kirche enge –
Schon staut sich vor der Tür die Menge.
Bald wird auch dem letzten kund
was der großen Fülle Grund:
Im Dienst der guten Sache
wirkt heut´ ein echter Drache!

Ein Pfarrer hebt die Predigt an,
lobt, mahnt, tadelt jedermann,
dann steigt er in die Gründe
der höllisch tiefen Sünde.
Ein Wink – der gilt dem Drachen –
Man stockt das feinste Lachen:
Ein Scheusal, wie vom Höllenpfuhl,
reckt sein Haupt am Predigtstuhl!
Der Rauch aus breiten Nüstern
droht alles zu verdüstern
und aus der Augen Klöße
sticht fürchterlich das Böse.
„Sehr, was echte Höllenqual…!“
(und leise:“jetzt ein Feuerstrahl!“
Alles zuckt zusammen:
Das Tier speit rote Flammen!
„Deshalb. Gut und richtig handelt!
Amen. Und in Frieden wandelt!“
Die Menschen von Saas Grund
Sind besser. Für zwei Stund.

(5)
Ach, was wär´ das Leben schal
gäbe es kein Tanzlokal:
Seht doch nur die Leut´, die vielen,
wo die „Bloody Idiots“ spielen!
Und das Grüne? Ei, ei ei –
Auch der Drache ist dabei!
Was gibt es da zu lachen?
Das ist doch so bei Drachen
wenn sie vergnügt beim Tanz:
Sie äußern ihr Gefallen
durch Fuchteln mit den Krallen
und Wackeln mit dem Schwanz!
Bisweilen kommt zum Zeitvertreib
ein Wiegen auf dem Unterleib
und – sie sind kaum zu zügeln –
ein Schlagen mit den Flügeln.
Letzteres wird gern verspürt,
weil es kühle Luft zuführt.

(6)
Der Drache wird beklommen:
Der Abschied ist gekommen.
Er hängt den Koffer ganz
behutsam an den Schwanz
und fliegt noch einmal rund
um den Ort Saas Grund.
Dann reißt er sich zusammen,
speit rot und grüne Flammen:
„Saas Grund – ich muss nun geh´n –
Ich hoff´: Auf Wiedersehn!“

(Januar 1976)


Der Kuhadlerfisch

Es war einmal ein Fisch im Meer,
der schwamm seit Jahren hin und her –
schwamm auf und nieder, kreuz und quer,
und schließlich mochte er nicht mehr.

Voll Sehnsucht wünschte er am Strand:
Ach, wär´ ich nur ein Tier an Land!
Natürlich nicht das Kleinste, nein:
Es müsste schon was Rechtes sein.

Das letzte Wort klang schon wie „Muh!“:
Der Fisch ward eine dicke Kuh!
Sah erstmals Wiesen, Dörfer, Bäume
und wähnte sich im Reich der Träume.
Er guckte, staunte, holte Luft und fraß
genüsslich von dem frischen Gras.

Die Zeit verging. Der Reiz des Land´s verblasste.
Bald kam es, dass die Kuh die Wiese hasste.
Man sah sie häufig jetzt beim Kauen
voll Sehnsucht auf zum Himmel schauen.
Dann dachte sie: Wie herrlich lebt,
wer oben in den Lüften schwebt!
Sich schwerelos im Winde wiegen –
wie wunderbar! Ach, könnt´ ich fliegen!

Nun hört, wie gut doch mancher fährt:
Auch dieser Wunsch ward unser´m Fisch gewährt.
Als Adler kreist´ er bald am Himmel
weit über allem Erdgewimmel…
Von Glück und Dankbarkeit benommen
schien ihm jetzt sein Dasein vollkommen.

Die Zeit verging, der Adler flog
tagaus, tagein, wohin die Luft ihn sog.
Bald reizte ihn der Blick auf´s Land nicht mehr –
er zog jetzt seine Kreise über´m Meer –
flog tief und tiefer, sah der Fische Spiel
und den Schlag der Wellen, der ihm so gefiel…

Es dauerte nicht lange, da war das Fliegen schal;
sein Dasein als ein Vogel wurde ihm zur Qual!

Ach, könnt´ ich nur ins Meer zurück!
Und siehe da, er hatte Glück!
Als der Wunsch noch ganz frisch
ward der Adler ein Fisch!

Der freute sich wieder
schwamm auf und nieder,
hin und her,
kreuz und quer
und alles andere reizte ihn nicht mehr.

(Januar 1976)



Der Drachenkampf
(Kurzfassung)

Seht, wie er die Lippen leckt:
Siegfried hat ihm gut geschmeckt!

27.9.1976



Finanzierungsprobleme

Ein sportbeflissner Tausenfuß
möcht´ gerne Schlittschuh laufen.
Wer auf der Welt
stiftet das Geld
um all die Schuhe zu kaufen?

(Januar 1976)



Flötenkonzert

Drüben auf dem Stein
sitzt die alte Kröte
spielt sinnend auf der Flöte.
Bei jedem neuen Flötenton
seufzt sie bitter: „Kenn ich schon…“
Kröte auf dem Stein:
Muss das wirklich sein?

26.3.1976


Hannibalisches

(1)
Hannibal, der Bösewicht
schlummert oder schlummert nicht.
Streckt er sich, der Mäusefänger,
wird er lang und immer länger.
Manchmal macht das Untier stumm
lediglich den Rücken krumm.

(2)
Hannibal, der Mäuseschreck
hebt sinnend seinen Schwanz:
Bleib ich liegen?
Schleich ich weg?
Oder streck´ ich mich mal ganz?

(3)
Was liegt dort auf dem Billardtisch
so stimm und stumm als wie ein Fisch,
blickt sehnsuchtsvoll den Hamster an
und fragt sich nur: Wie komm´ ich dran?

(Januar 1976)



Heldensage

Ein Drache sitzt vor seinem Loch
und wundert sich: Wie kommt es doch –
Kein Ritter zeigt sich weit und breit…
Oh pflichtvergessne, trübe Zeit!

Tja ja, der Streit für´s Gute
wallt keinem mehr im Blute.
Soll sich der Mensch nicht schonen,
muss sich die Sache lohnen.

Was bietet man dem edlen Herrn?
Sie sehen Gold und Jungfern gern.

Der Drache fliegt zum nächsten Ort,
entführt das schönste Mädchen dort
und plündert einen Geldtransport.
Dies trägt er mit Gegröle
in seine tiefe Höhle.

Und sieh – noch vor dem Abend –
- der Anblick selbst wirkt labend –
äugt der erste tapf´re Recke
aus der nächstgeleg´nen Hecke.

Der Drache tut, als ob er schlafe.
Die Jungfer klagt. Er kommt, der Brave!
Ein kühner Satz – ein Feuerstoß:
Die Welt ist einen Ritter los!

Der Recke wird – welch friedlich Bild –
in Drachenglut am Spieß gegrillt.

Die Sonne sinkt. Ein frohes Lachen:
Das Mädchen schäkert mit dem Drachen.
Wie köstlich schmeckt im Abendrot
ein Rittersteak mit Roggenbrot!

(Januar 1976)


Hexerschicksal

Mitternacht. Die Läden vor.
Schaurig zischt es im Labor.
Flammen zucken, Dünste wallen,
Säfte brodeln, steigen, fallen.

Ob dem Hexer heut gelingt
was ihm Ruhm und Reichtum bringt?
Fasziniert, mit hohlen Augen
starrt er auf die Säuren, Laugen…
Wieder blickt er auf die Uhr:
Ausgerieselt ist der Sand!
Unser Meister hebt die Hand:
„Hört, Ihr Geister der Natur –
höret meine Zauberworte…
…..
…..
Lasst aus dieser Glasretorte
eine junge Frau ersteh´n –
schön wie nie zuvor geseh´n!“

Der Kolben streckt sich, bläht sich, schwillt,
wird zu einer Jungfrau Bild…!
Doch dies verschwimmt, wirft hundert Falten,
wird ähnlich einer zahnlos Alten!

Blitz – Donnerschlag! – Die Alte lebt!
Der Zauberer erbleicht und bebt.
Doch ehe er die Flucht ergriffen,
hat sie ihn zurückgepfiffen.

Seither tut er ängstlich, still,
stets, was diese Alte will.
Manchmal lächelt er bedrückt:
Beinah´ wäre es geglückt!

(Januar 1976)

Ladies first

Dreizehnvierzig. Welcher Jubel!
Lachen, Neugier, Angst und Trubel
herrschen auf dem Schiff der Damen.
Was am Hof von Rang und Namen
drängt sich auf den Relingsplätzen,
weiß des Königs Gunst zu schätzen.

Denn Eduard ist Kavalier!
Nicht nur, dass die Damen hier
Zeugen einer Seeschlacht werden!
Nein – zu Englands Flor´ Entzücken
ließ ihr Schiff nach vorn er rücken.
So sehen sie wie vom Balkon
Eduards Kampf um Frankreichs Thron.

Zweihundertfünfzig Schiffe warten
auf das Zeichen „Los – wir starten!“
Englands Macht blickt leicht verwundert
auf die französischen Zweihundert,
die – aus Feigheit, wie man wettet –
bei der Schleuse angekettet
und dort warten, wie man sieht –
warten, bis etwas geschieht.

Eines weiß der König nicht:
Dass der Feind, der Bösewicht,
gemein mit neuen Waffen kämpft
und damit Eduards Chancen dämpft.
Die vier mal vier Kanonen
werden ihn nicht schonen!

„Wir schlagen los!“. Ein Wimpel steigt:
Der Wimpel, der jetzt allen zeigt:
Vorbei das Saufen, Knobeln Beten!
„Die Segel hisst!“ verkünden die Trompeten.

Ein „Oh!“ Und „Ah“ der Damenschar.
Wie grausig schön ist die Gefahr!
Was wird man alles seh´n und hören:
Rammen, Krachen, Schreien, Schwören,
Hauen, Stechen, Würgen, Rennen,
Mastenbersten, Segelbrennen…
Feuer wird den Himmel röten
und Männer werden Männer töten!
Viel Schiffe werden sinken
und Hunderte ertrinken!
Wie grässlich dies auch sei:
Schön, dass man dabei!

Kaum ward dieses ausgedacht –
zum Teil auch ausgesprochen
hat es fürchterlich gekracht,
nach Pulverdampf gerochen,
ist Wasser eingebrochen.

Für Eduards holde Damen
war dies das Ende. Amen.

P.S. Viel Fische sind draufhin gestorben.
Waren manche der Damen verdorben?

(Januar 1976)


Mitternachtskonzert

Ein unbekanntes Tier
spielt mitternachts Klavier.
Plötzlich fällt der Deckel zu:
Feierabend – Grabesruh!

26.3.1976

Ruine Falkenstein

Dunkle Nacht.
Ein greller Schein!
Der Donner kracht
auf Falkenstein.

Stille jetzt – nein, lauscht
wie die Donau seltsam rauscht…

Tief im Boden nun ein Scharren,
Schlurfen, Ächzen und ein Knarren…
Näher, näher kommt´s. Oh Schauer:
Seht das Weiße an der Mauer
wo die große Lücke klafft…
dort bückt ES sich – und gräbt, und schafft…

Die Erde türmt sich. Jetzt ein Krachen –
ein Schlag – ein Schrei – ein grausig Lachen!

Stille wieder.
Da – erbebt…!
Wie´s in die Höhe wächst und schwebt:
Im Leichentuch ein Ungeheuer,
aus den Augen Höllenfeuer!

Jetzt gleitet´s über´ n Mauerrand
zum Felsen, wo der Turm einst stand
mit seinem schrecklichen Verließ,
das Hunger, Durst und Tod verhieß…

Verschwunden ist´s.
Hört Ihr bei den letzten Steinen
des Turmes wie verhalt´nes Weinen?

Ein Blitz – ein Krachen –
Stöhnen und das hohle Lachen,
gefolgt von einem irren Schrei –
Vorbei!

(Januar 1976)


Spuk

Mitternacht –
Der Spuk erwacht.
Aus des Schlosses tiefsten Stollen
dringt ein unheilvolles Rollen;
Nähert sich durch Gänge, Hallen,
endet jäh im dumpfen Fallen.
Höret nun mit Zähnezittern
diesen grellen Schrei, den bitter´n!
D´rauf ein Ächzen, Rasseln, Stapsen
und – verklingend – dumpfes Trapsen.
Wenn einer, noch mit Gänsehaut
sich jetzt noch laut zu fragen traut:
O Gottogott, was war dies nur…?
Das Phänomen, die Unnatur
war ein Gespenst, das…. Rollschuh fuhr.



21.3.1976


Sucht Lebensgefährten…

Filmstarmonstrum Frankenstein
Lässt die Damen herzlich grüßen,
denn er geht auf Freiersfüßen.
So soll sie beschaffen sein:

Kinderfeindlich, arbeitsscheu,
gehässig, nur dem Teufel treu,
Erfahrungen im Kochen
Von Brei aus Menschenknochen.
Hexerei wär´ außerdem
Als Mitgift herzlich angenehm.
Ansonsten würd´s beglücken –
Hat er sich ausgedacht –
Wenn sie aus zwanzig Stücken
Schlag zwölf um Mitternacht
Oder jedenfalls spät
Zusammengenäht
Zum Leben erwacht.

(Januar 1976)


Vampyrisches

Kaltes Licht der Mondesscheibe.
Drüben, bei der morschen Eibe
An der alten Kirchofsmauer
Steht das Unheil auf der Lauer.
Kluger Leser ahnen ja:
Das unheil ist Fürst Dracula!

Schritte auf dem schmalen Pfad.
Der Schwarze grinst. Ein Opfer nacht!
Das Übrige scheint uns gewiss
Vom Mantelschwung zum Todesbiss.

Doch horcht, was schneidend nun erschallt –
Das Untier überläuft es kalt
Dann zittert es vor Angst und Wut
Denn diese Stimme kennt es gut:

„Dracula, mein edler Sohn,
hast du geputzt die Zähne schon?“
„Verdammt – hab´ich vergessen, nein.
Das muss doch aber jetzt nicht sein??“
„Du weißt, wie Vater darauf hielt!
Tu sofort, was Mama befiehlt!“

Alsbald hört man grimmig´ Bürsten.
Der Wanderer entkommt dem Fürsten.

Und die Moral von der Geschicht´?
Wenn das Opfer schon in Sicht
Bürste deine Zähne nicht!

(Januar 1976)


Erfrischung in der Pause

Im Kino saß ein Krokodil
und forderte ein Eis am Stiel.
Gern brachte es die hübsche Maid,
doch sagte sie: „Es tut mir leid –
´rausgeben kann ich nicht!“
Drauf sprach das Krokodil:
„Wenn´s daran nur gebricht –
das nehm´ ich gern in Kauf!“
Und fraß sie gleich mit auf.



Skisport

Herr Meier fuhr ins Schweizerland –
verbrachte dort sechs Wochen.
Drei Tage er auf Skiern stand –
den Rest lag er im Gipsverband
mit zwei gebroch´nen Knochen.



Manöverunglück

Auf des Schlachtschiffs Sendemast
saß ein Admiral.
Daß dies nicht zur Würde passt
war ihm ganz egal.

Ein Möwenweibchen fraß das Ding.
Armer, bunter Schmetterling.



Aufruhr

Herrjehmineh, was ist denn das –
Aufruhr herrscht im Wasserglas!
Flossen peitschen zum Protest:
Dieses Wasser stinkt wie Pest
und wir leben nur mit Mühe
in der dunklen gelben Brühe!
Sind wir denn so ungeliebt
dass man uns kein Wasser gibt?



Ausdrucksschwierigkeiten

Dichterlehrling Jokus
saß brütend auf dem Lokus.
Endlich springt er auf, beglückt:
SO war´s richtig ausgedrückt!
Und vor Stolz zerberstend schier
bringt den Rest er zu Papier.

(Januar 1976)





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